Nach dem allegorischen Prolog, in dem der Triumph von Minerva, Amor und Venus über die Verwüstungen des Krieges gepriesen wird, tauchen wir im ersten Akt in das Reich des heroischen Griechenlands ein. Die Haupthandlung dreht sich um die Brüder Castor und Pollux. Nachdem Castor in einer Schlacht gefallen ist, bittet seine untröstliche Geliebte Télaïre seinen unsterblichen Bruder Pollux um Hilfe. Pollux bietet selbstlos an, Castors Platz in der Unterwelt einzunehmen, um seine Rückkehr zu Télaïre zu ermöglichen. Hin- und hergerissen zwischen Liebe und Pflicht, lehnt Télaïre Pollux‘ Opfer zunächst ab. In einem Moment des Mitgefühls gewährt Jupiter Castor Unsterblichkeit und erlaubt ihm, mit seiner Geliebten auf der Erde zu bleiben. Auch Pollux wird freigelassen, und als Zeichen ihrer ewigen Verbundenheit steigt das Sternbild der Zwillinge in das himmlische Reich auf.

Rameaus meisterhafte Komposition in Castor et Pollux zeigt seine einzigartige musikalische Sprache. Jeder dramatische Moment wird durch ausgefeilte Harmonien, unterschiedliche Instrumentierungen und anspruchsvolle Gesangslinien lebendig dargestellt. Die innovative und ausdrucksstarke Natur der Oper, die sowohl Rameaus Brillanz als auch seinen polarisierenden Stil charakterisiert, zieht das Publikum bis heute in ihren Bann.